Netzwerke entstehen dort, wo es Rechner zum vernetzen gibt. Und manchmal sind sie einfach schon da, etwa das akademische Netz namens “BITNET”, gegründet Anfang 1981. So legt es jedenfalls der Name nahe, denn “BIT” steht für “Because it’s there”.
Tatsächlich nutzten die BITNET-Gründer Ira Fuchs und Greydon Freeman ein bereits in den 1970er Jahren entwickeltes Protokoll für IBM-Rechner, um ihre Universitäten in New York und Yale via Telefonleitung zu vernetzen. Das Beispiel machte rasch Schule, und Ende der Achtziger Jahre umfasste das BITNET tausende akademische Institutionen rund um den Globus.
Wenn Bergbau-Studenten Labyrinthe bauen
Das BITNET – in Europa EARN genannt, European Research and Academic Network – war einfacher aufgebaut als das ARPAnet, dafür aber auch sehr kostengünstig, und stellte diverse Anwendungen zur Verfügung, vom Dateidownload, E-Mail (auch in Richtung ARPAnet) und Diskussionsforen bis zum Relay Chat.Zu den besonderen Attraktionen gehörte ab 1984 ein Multi-User-Dungeon namens MAD (“Multi Access Dungeon”), also ein Art textbasiertes Mehrbenutzer-Rollenspiel in einem labyrinthischen Cyberraum. Das Programm lief auf dem Rechner der französischen Bergbauakademie in Paris, entwickelt hatten es die dortigen Studenten Bruno Chabrier und Vincent Lextrait.
Plappernde Robots, ängstliche Administratoren
Das von von den weltweit via BITNET zugeschalteten Spielern und programmgesteuerten plappernden Robotern bevölkerte Labyrinth war äußerst populär. Sogar dermaßen, dass es nach zwei Jahren abgeschaltet werden musste. Die Netzwerkadministratoren fürchteten schlicht den Zusammenbruch des BITNETs.MAD wurde noch mehrmals auf anderen BITNET-Knoten reaktiviert, bevor man es für alle Zeiten komplett aus diesem Netz verbannte. Zum Bedauern vieler Wissenschaftler, die sich im akademischen Dungeon nicht nur als spielbegeistert, sondern auch äußerst kommunikativ gezeigt hatten. Zur Beliebtheit des Programms trug nämlich auch die Möglichkeit bei, von Avatar zu Avatar zu chatten.